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Seeseil

Individualpädagogisches

Segelprojekt

 

 

In meiner 19-jährgen Berufserfahrung in den verschiedenen Projekten agierte ich auch bei einem Segelprojekt mit.

In diesem Projekt wurden maximal 5 Jugendlichen die Möglichkeit geboten, in einer engen Betreuung auf einem Motor-Segelkutter, eine erlebnispädagogische Reise anzutreten.
Das Schiff befuhr die europäische See. Die Besatzung bestand aus männlichen und weiblichen individualpädagogischen Betreuern, die gleichermaßen über die Fähigkeiten und Kompetenzen zur Führung des Schiffes verfügten.
Die individualpädagogische Maßnahme wurde im Rahmen des § 27 in Verbindung mit §35, in Einzelfällen auch § 35a SGB VIII durchgeführt.
Neben den pädagogischen Zielen wurden höchstmögliche Sicherheitsstandards eingehalten. Ständige Wartungen und Inspektionen waren ebenso selbstverständlich wie eine größtmögliche Transparenz. So waren wir z.B. jederzeit in der Lage, uns über das Internet über den aktuellen Standort zu informieren.
Moderne Technik stellte eine ständige Kommunikation unterinander sicher.

Pädagogische Ziele

Im Rahmen des Hilfeplans, verstanden wir uns als Prozessbegleiter, in enger Zusammenarbeit mit den Jugendämter und Sorgeberechtigten.

  • Distanz zur akuten Konfliktsituation

  • Identitätsfindung

  • Übernahme von Eigenverantwortung und Entwicklung von Entscheidungskompetenzen

  • Entwicklung einer emotionalen Stabilität

  • Steigerung des Selbstwertgefühls durch Erfolgserlebnisse, Wertschätzung und positive Verstärkungen

  • Erlernen von lebenspraktischen Fähigkeiten

  • Sinnvolle Freizeitgestaltung

  • Bewältigung des Alltags mit Hilfe einer entsprechenden Alltagsstruktur

  • Förderung der Gruppenfähigkeit auch durch Unternehmungen

  • Entwicklung von Problemlösungsstrategien

  • Individuelle Vorbereitung und Durchführung von Anschlussmaßnahmen nach dem Segelprojekt

Beschulung

Ein Angebot als schwimmendes Klassenzimmer sollten die Jugendlichen aus ihrer oftmals desolaten Schulsituation herausführen. In enger Kooperation mit der Flex-Fernschule wurde dies mit unterschiedlichen Angeboten möglich.
Gearbeitet wurde unter Aufsicht an den jeweiligen Vormittagen. Das Tempo bestimmten die Jugendlichen je nach Arbeitshaltung und Leistungsmotivation selbst.
Die allgemeine pädagogische Kompetenz wurde von den Jugendlichen weitgehend als eher unpädagogisch wahr-genommen und empfunden. Dies war gewollt, da erfahrungsgemäß viele Jugendliche in der Vergangenheit viele pädagogische und psychologische Bemühungen hinter sich haben. Das Entziehen aus Konfliktsituationen wurde durch die räumliche Situation des 20 Meter langen Schiffes erschwert, genauso wie die enge Interaktion mit den Betreuern. Trotzdem war Nähe und Distanz gewährleistet. Die mehrwöchige Präsenz der Betreuer, begünstigte die Beziehungsarbeit und schaffte eine familiäre Situation.
Durch die Schiffsbewegung erlebten die Jugendlichen besondere positive Erlebnisse. Neue Umgebungen, wechselnde Häfen, andere Kulturen und Sprachen setzten andere Motive und Bilder und bedingen so Verhaltensänderungen, andere Einstellungen, Toleranzen etc.

Partizipation und Beschwerdemanagement

Entwicklungsadäquat wurden die Jugendlichen mit in die Schiffsalltagsgestaltung, Wochenplanung und Freizeitgestaltung einbezogen. Das pädagogische Handeln wurde mit den Jugendlichen altersadäquat wöchentlich reflektiert. Sie wurden nach ihren Wünschen und Interessen bzgl. der Hilfeplanung befragt, welche im Entwicklungsbericht dokumentiert und im Hilfeplangespräch thematisiert wurden. Zu Beginn jeder Maßnahme wurden die Jugendlichen über die Rolle, der im Hilfeprozess beteiligten Erwachsenen, informiert. Die Jugendlichen hatten jederzeit die Möglichkeit die Koordinatorin bzw. den Koordinator telefonisch zu kontaktieren und erhielten schriftliche Informationen über ihre Rechte und Möglichkeiten der Beschwerde.
Es wurde zwischen dem Koordinator bzw. der Koordinatorin und den Jugendlichen ein Vertrauensverhältnis erarbeitet und ihnen, in regelmäßig stattfindenden Einzelgesprächen, die Möglichkeit gegeben, ggf. ihre Probleme zu thematisieren. Die Koordination wurde bei Bedarf, Gespräche mit allen Beteiligten eingefordert und dokumentiert und das belegende Jugendamt informiert.

Qualitätssicherung/ Begleitung

Das Segelprojekt wurde im 4 bis 6 Wochen-Rhythmus von der Koordinatorin bzw. dem Koordinator des Trägers besucht.
Die Koordinatorin / der Koordinator gab den Jugendlichen Raum und Zeit, Nöte, Ängste oder Sorgen mitzuteilen. Den Betreuern stand die Koordination beratend zur Seite. In Krisensituationen war die Koordination jederzeit verfügbar, um vermittelnd tätig zu sein. Zur Qualitätssicherung wurden monatlich alle Ereignisse schriftlich in Form einer Memo festgehalten und an die Koordination weitergeleitet. Als Vorbereitung auf das möglichst halbjährlich stattfindende Hilfeplangesprächs wurde von den Betreuern ein Entwicklungsbericht der Kinder und Jugendlichen verfasst und dem belegenden Jugendamt vorgelegt.
Die Betreuer nahmen regelmäßig an Fortbildungen, abgestimmt auf die spezifischen Anforderungen der jeweilig aufgenommenen jungen Menschen und an Supervisionen, teil, um die Qualität der Arbeit stetig verbessern zu können.

Dieses Projekt begleitete ich 16 Monate.

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